Berichte

Youdanja-Seminar

Mit einer sehr interessanten Thematik lud Großmeister Jürgen Paterok, 9. DAN, die DAN-Träger des Traditionellen Taekwon-Do zum ersten Youdanja-Seminar des Jahres 2011 ein. Lehrgangsinhalt waren der Chongul Chungdan Pandae Chirugi und der Hugul Chungdan Paro Chirugi.

Schwerpunkt des Seminars sollte die physikalische Betrachtung ausgewählter Techniken des Traditionellen Taekwon-Do werden. Franziska Schwarz arbeitete hierfür einen dreistündigen Vortrag aus.

Es ist für das Traditionelles Taekwon-Do unabdingbar, zu verstehen, welche Auswirkung eine korrekt ausgeführte Technik tatsächlich hat. Im Rahmen des Seminars wurden nun diese physikalischen Betrachtungsweisen in Zahlen, Daten, Skizzen und Graphiken verdeutlicht.

Die korrekte Ausführung der einzelnen Techniken muss verstanden und verinnerlicht werden. Nur dann ist ein bewusster Umgang beim Erlernen und beim Lehren einer Technik der Kampfkunst gewährleistet.

Mit den Beispielen des Chongul Chungdan Pandae Chirugi und des Hugul Chungdan Paro Chirugi wurden zwei grundlegende Techniken und Stände, wie sie bereits zum 9. Kup gefordert werden, physikalisch betrachtet. Die Frage nach der Energie, dem Impuls und dem Kraftstoß, die im Endpunkt der Technik erreicht werden können, stand im Vordergrund. Anhand von realistischen Beispielwerten wurden hierzu Berechnungen angestellt und die Ergebnisse präsentiert.

Zum Beispiel wurden diese Berechnungen für eine Person mit einem Körpergewicht von 90 kg durchgeführt, die mit der Technik eine Strecke von 1,5m zurücklegt und im Zielpunkt eine Geschwindigkeit von 35km/h hat. Mit F*∆t=m*∆v für den Kraftstoß (die Impulsänderung), der aus der Bewegung resultiert, gilt im betrachteten Fall

m*v = F*t ⇔ F = (m*v)/t, da Δv = v-v0 = v, weil v0 = 0 und Δt = t-t0 = t, weil t0 = 0.

Damit erhält man, nach weiteren Zwischenberechnungen, für die Kraft, die pro cm² abgegeben werden kann:

F/A = 5832N/1cm² ≈ 583,2 kg/cm² .

Zudem wurde die Abhängigkeit zu den Faktoren der Geschwindigkeit und der Masse/des Körpergewichts aufgezeigt. Ein sehr wichtiges Ergebnis ist, dass die Geschwindigkeit, mit der eine Technik ausgeführt wird, stets die wichtigste Komponente darstellt.

Nicht zu vergessen ist, dass als Grundlage für alle Berechnungen von einer optimal ausgeführten Technik ausgegangen wurde. Das heißt, dass das volle Körpergewicht des Ausführenden als Masse mit in die Technik eingeht und dass das Ziel (z.B. Brett) keinen Widerstand bietet, es also keinen Bremsweg zu berücksichtigen gibt.

Es wurde zudem ein Vergleich angestellt, um zu erkennen, welche Folgen eine nicht optimal ausgeführte Technik haben kann. Betrachtet wurden die Armstellungen des Chongul Chungdan Pandae Chirugi, deren Winkel zum Oberkörper rechnerisch variiert wurde. Optimal geschlagen, endet der Fauststoß mittig vor dem eigenen Körper, weniger wirkungsvoll ist der Stoß gerade nach vorne (im rechten Winkel zum Oberkörper) und nochmals deutlich schwächer der Stoß, wenn der Arm 45° vom Körper weg zeigt.

Auch die Rückschlagkraft, die bei unvollständiger Abgabe der Energie, bei den verschiedenen Armstellungen auf den Körper wirkt, wurde mittels Kraftvektoren und Skizzen anschaulich betrachtet. So sollten nicht nur die Wirkung der korrekten Technik, sondern auch die Risiken einer mangelhaft ausgeführten Technik bewusst gemacht werden.

Den Seminarteilnehmern wurden einige anschauliche und deutliche Erkenntnisse dargelegt, die trotz physikalischer Theorie und mathematischer Formelsprache, klar wurden.

Im Anschluss an den Vortrag fand eine Trainingseinheit statt, die die beiden in der Theorie erläuterten Techniken behandelte. Unter der Leitung von Alex Hartmann, 3. DAN, wurden der Chongul Chungdan Pandae Chirugi und Hugul Chungdan Paro Chirugi in Kibon Donjak und am Partner trainiert.
Das nächste Youdanja-Seminar findet am 14.05.2011 statt.

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