Berichte

Reise nach Caracas zur Südamerikanischen Meisterschaft 2001

Als wir nach zehnstündigem Flug in Caracas eintrafen (31°C), empfingen uns dort ein guter Freund von Jürgen Paterok, Edward Becerra (Präsident der "Organisation Venezolana de Jidokwan Taekwon-Do" und Ausrichter der alljährlichen Südamerikanischen Meisterschaft) sowie sein Stellvertreter und brachten uns in die Sportstätte des "GYM LYE Centre" wo wir die gesamte Zeit über kostenlos wohnen durften.

Es gab dort sanitäre Einrichtungen sowie eine kleine Küche, in der wir uns unser eigenes Essen zubereiten konnten. Während der gesamten Zeit wurden wir mindestens von einem, häufig auch von zwei Danträgern begleitet - zum einen, um zu den Sehenswürdigkeiten geführt und zum anderen, um uns vor dem Verlaufen in der Metropole Caracas zu bewahren.

Zunächst mussten wir uns erst einmal an die Busfahrten gewöhnen, da die Fahrgewohnheiten der Venezuelaner sich wesentlich von den hiesigen (in Deutschland gibt es Verkehrsregeln) unterscheiden. Da die Busfahrten umgerechnet nur ca. 50 Pf. kosten, war es das von uns meistbenutzte Verkehrsmittel. Nur bei längeren Fahrten oder zu großer Hitze bevorzugten wir die klimatisierten U-Bahnen.
In den ersten Tagen besuchten wir die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt und waren zu dem Zeitpunkt noch vollkommen auf Debbies Übersetzungskünste angewiesen, da sie von uns die Einzige war, die Spanisch kann und die Venezuelaner bis auf einige wenige Ausnahmen kein Englisch sprechen.
Michael, der vorwiegend mitgekommen war, um die Tier- und Pflanzenwelt kennen zu lernen, wurde schon gleich am zweiten Tag durch frei herumfliegende Papageien in der Innenstadt freudig überrascht.
Abends nahmen wir dann in "unserem zuhause" am Taekwon-Do Training teil und konnten interessante Unterschiede zum hiesigen Training feststellen und jede Menge Erfahrungen sammeln, wobei wir keinerlei Vergleich zu scheuen brauchten und wir Danträger sogar darum gebeten wurden, selber Training zu geben.
Am Mittwoch stand einer der Nationalparks Caracas' auf unserem Plan. Neben unzähligen Mango-, Papaya und sonstigen exotischen Fruchtbäumen bekamen wir dort eine große Auswahl ansässiger Pflanzen und Tiere zu sehen. Am interessantesten fand ich hier die freifliegenden, durch ihre brillanten und farbenfrohen Federkleider überaus hübschen Vögel diverser Arten.
Am folgenden Tag machten wir uns in aller Frühe auf den Weg in den Nebelwald, das um Caracas zum Landesinnern befindlichen Gebirge, dessen Gipfel bei normaler Witterung in den Wolken verschwinden.
Zunächst mit dem Bus am Fuß des Gebirges angekommen mussten wir auf einen kleinen Geländewagen umsteigen, der uns trotz etlicher PS aufgrund der starken Steigungen teilweise auch im 1. Gang nur mühsam dem Gipfel näherbrachte.

Diese Taxifahrt war für uns, ans hiesige Flachland gewöhnten, schon ein Abenteuer für sich. Als wir nach ca. einer ¾ Stunde etwa die Hälfte der Gipfelhöhe erreichten, erklommen wir die Berge weiter zu Fuß. Auf dem Weg zum Gipfel boten sich etliche schöne Ausblicke auf die exotische, unter Naturschutz stehende Landschaft und das im entfernten Tal liegende Caracas.

Nachdem wir ein Stück entlang des Bergkammes gewandert waren und uns an einer erfrischenden Bergquelle erholt hatten, begannen wir mit dem Abstieg durch Dschungelgebiet. Beim Passieren eines steilen Abhanges ließen wir es uns nicht nehmen, Liane zu benutzen und uns einmal wie "Tarzan" zu fühlen.

Umgeben von einer sauerstoffreichen Dschungellandschaft unglaublicher Frische und voller Lebenskraft, erlebten wir das Gefühl, uns trotz der vorhanden Trampelpfade inmitten purer Natur zu befinden, dessen Ausdruck mit Worten nicht wiederzugeben ist.

Gern wären wir länger geblieben, jedoch war uns das pünktliche Erscheinen zum Training wichtiger, zumal wir uns noch speziell auf die Meisterschaft vorbereiteten.

Der Abschied von den Venezuelanern (und natürlich auch von Michael, er blieb noch eine Woche länger) viel uns schwer - eine solche Freundlichkeit und Herzlichkeit mit der unsere Gastgeber für uns sorgten, sieht man wirklich nicht alle Tage. Wir werden auf jeden Fall nächstes Jahr wieder dabei sein!

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