Berichte

Realistische Selbstverteidigung

Der Verein für Traditionellen Budosport e.V. richtete am 17. Mai in Oldenburg einen Lehrgang zur realistischen Selbstverteidigung aus. Diese Lehrgänge finden regelmäßig mehrmals im Jahr statt.
Nach einem Konzept des Cheftrainers Großmeister Jürgen Paterok, 9. DAN, leitete Axel Markner, 6. DAN, die Teilnehmer in diesem vierstündigen, sehr gut besuchten Seminar an.

Theorie zu Beginn des Lehrgangs

Wie immer gab es zu Beginn eine kurze theoretische Einführung u.a. zu den juristischen Grundlagen der Selbstverteidigung bzw. zur Notwehrhandlung. In diesem Zusammenhang wurde auch angesprochen, dass die beste Selbstverteidigung eine vermiedene gewaltsame Auseinandersetzung ist. Das Ziel sollte es immer sein, unverletzt aus einer bedrohlichen Situation herauszukommen. Dafür ist das Weglaufen die einfachste und effektivste Lösung. Sollte dies aber einmal nicht möglich sein, kommen die Mittel der realistischen Selbstverteidigung zum Einsatz. Dies können auch Situationen sein, in denen Dritten, die in Notlage geraten sind, geholfen werden könnte.

Die beiden Gruppen

Kommt es zu einer Notwehrsituation, soll die Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung dem Einzelnen helfen, Lösungsmöglichkeiten zur geistigen und körperlichen Bewältigung eines Konfliktes zu finden. 
Im Rahmen dieser Lehrgänge wird dies durch das Heranführen an Gewaltsituationen erreicht. Die Psyche soll dabei in immer realistischeren Situationen lernen mit aggressiven Situationen umzugehen. Ziel ist es einen Kontrollverlust, zum Beispiel durch Ängste und Verkrampfungen, zu vermeiden. Die realistische Selbstverteidigung wird dabei so praktiziert, dass sie schnörkellos mit der größtmöglichen Effektivität zur Anwendung kommt.

Nach der theoretischen Einführung konnten die Teilnehmer sich der Anfängergruppe oder der Gruppe der Fortgeschrittenen zuordnen.
Begonnen wurde zunächst in beiden Gruppen mit einem langsamen ausgeführten Angriff, um sich stressfrei mit den Abwehrhandlungen vertraut zu machen.

Fabian Evers in Aktion


Die Intensität der Aktionen wurde in Ausschließlichkeit von den verteidigenden Teilnehmern bestimmt und konnte während des Lehrgangs gesteigert werden. Dazu gab es eine Skala von 1 – 10. Die 1 steht für einen langsamen Angriff, bei dem es darum geht, wie bereits erwähnt, sich mit den Abwehrhandlungen vertraut zu machen. Die 10 wäre der von der Intensität her realistische aber festgelegte Angriff oder auch freie Angriffe. Bei z.B. einem Stockangriff von oben muss der Verteidiger dann wahrnehmen, von wo und wann der Angriff erfolgt. Dies wird aber erst nach jahrelangem Üben praktiziert.
In der Anfängergruppe wurde die Abwehr von Festhaltegriffen, die Befreiung aus Festhaltegriffen, Umklammerung, Würgegriffen und die Abwehr eines unbewaffneten Angreifers geübt.

Außerdem wurden verschiedene effektive Konter erarbeitet, aus denen sich jeder individuell einen für das weitere Training aussuchen konnte.
Oliver Hoffmann agierte mit seinem Partner im späteren Verlauf des Lehrgangs ebenfalls mit der Stufe 2, bei dem es um die Abwehr eines Angriffs in Form einer Ohrfeige ging.

In der Gruppe der Fortgeschrittenen wurde einfache Ausweich- und Abwehrhandlungen gegen verschiedene Messergriffe thematisiert.

Heidi Hartmann bei einer Messerabwehr

Während die Intensität des Übens bei den Anfängern gegen unbewaffnete Angreifer im Bereich 1 – 2 lag, wurde bei den Angreifern mit Messern zum Teil intensiver geübt. Einige der Teilnehmer haben sich durch regelmäßige Teilnahme an den Lehrgängen und zusätzliche Trainingseinheiten bis zur Skala 3 und 4 vorgearbeitet. So zeigte sich bei Heidi Hartmann eine Verbesserung der Wahrnehmung in den Aktionen.

m die Verletzungsgefahr in dieser Gruppe auszuschließen, sind bei dieser Intensität die Messer noch nicht aus Metall, sondern aus Holz.
Im Verlauf der Ausbildung lernten die Teilnehmer, welche Möglichkeiten sie haben, um auf festgelegte Angriffe mit dem Messer so zu reagieren, dass sie unverletzt aus der Situation herauskommen.

Dies beinhaltet immer auch eine effektive Kontertechnik, um den Angreifer nicht die Möglichkeit eines zweiten Angriffs zu lassen und dass die Waffe am Ende der Aktion immer sicher gestellt sein muss. Letztendlich muss der Angreifer beherrscht werden, z.B. durch eine Festlegetechnik.
Es wurde betont, dass es aber eines mehrjährigen regelmäßigen Trainings bedarf, damit der Verteidiger davon ausgehen kann, dass er sich erfolgreich gegen einen unbewaffneten und bewaffneten Angriff verteidigen kann.
Zum Abschluss des Lehrgangs konnten die geübten Situationen dann noch vom Angegriffenen in aller Konsequenz und voller Härte an einem Partner mit Vollschutz, dem sogenannten „Blackman“, ausgeführt werden.

Die Teilnehmer waren zum Ende der Praxiseinheit erschöpft, bis auf ein paar blaue Flecken unverletzt und sehr zufrieden mit der intensiven Schulung. Alle waren sich einig, dass dies nur ein weiterer Schritt in Richtung einer realistischen Selbstverteidigung gewesen sein kann und eine permanente Fortbildung notwendig ist, um immer sicherer zu werden.
 

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