Berichte

Realistische Selbstverteidigung

Theorie

Der Verein für Traditionellen Budosport e.V. richtete zum letzten Mal in diesem Jahr am 28. November in Oldenburg einen Lehrgang zur realistischen Selbstverteidigung aus.

Nach einem Konzept des Cheftrainers Großmeister Jürgen Paterok, 9. DAN, leitete Alex Hartmann, 5. DAN, die Teilnehmer in diesem vierstündigen Seminar an.

Zu Beginn gab es eine kurze theoretische Einführung u.a. zu den juristischen Grundlagen der Selbstverteidigung beziehungsweise zur Notwehrhandlung.

 In diesem Zusammenhang wurde herausgestellt, dass die beste Selbstverteidigung eine vermiedene gewaltsame Auseinandersetzung ist, da die eigene Unversehrtheit immer im Vordergrund steht. Das Ziel ist eigentlich immer, unverletzt aus einer bedrohlichen Situation herauszukommen. Dafür ist das Weglaufen die einfachste und effektivste Lösung. Sollte dies aber einmal nicht möglich sein, kommen die Mittel der realistischen Selbstverteidigung zum Einsatz. Dies können für fortgeschrittene Personen auch Situationen sein, in denen Dritten, die in Notlage geraten sind, geholfen werden könnte. Für Anfänger ist es meistens realistischer Hilfe zu holen oder die Polizei anzurufen.

Kommt es zu einer Notwehrsituation, soll die Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung dem Einzelnen helfen, Lösungsmöglichkeiten zur geistigen und körperlichen Bewältigung eines Konfliktes zu finden.

Im Rahmen dieses Lehrgangs wurde die Anfängergruppe an Lösungsmöglichkeiten für verschiedene Gewaltsituation herangeführt. Eine zweite Gruppe mit fortgeschritteneren Teilnehmern wurde individuell auf ihre nächste Prüfung im Traditionellem Taekwon-Do oder im Karate-Do und hier dem Prüfungspunkt „Realistische Selbstverteidigung“ vorbereitet.

Die realistische Selbstverteidigung wird dabei immer so praktiziert, dass sie in jeder Situation schnörkellos mit der größtmöglichen Effektivität zur Anwendung kommt.

Begonnen wurde zunächst in beiden Gruppen mit einem langsamen Angriff, um sich stressfrei mit den Abwehrhandlungen vertraut zu machen.

In der Anfängergruppe wurde dann die Abwehr von Festhaltegriffen, die Befreiung aus Festhaltegriffen, Umklammerung, Würgegriffen und die Abwehr eines unbewaffneten Angreifers geübt. 

Abwehr von Festhaltegriffen
Befreiung aus einer Umklammerung
Kniestoß

Außerdem wurden verschiedene effektive Konter erarbeitet, aus denen sich jeder eine Möglichkeit für das weitere Training aussuchen konnte.

Ausweichen

In der Gruppe der Fortgeschrittenen wurden, je nach gefordertem Prüfungsinhalt einfache Ausweich- und Abwehrhandlungen gegen verschiedene Messer und Stockangriffe trainiert und die Abwehr von zwei unbewaffneten Angreifern geübt.

Um die Verletzungsgefahr in dieser Gruppe auszuschließen, sind bei dieser Intensität die Messer noch nicht aus Metall, sondern aus Holz. 

Tritt zum Knie

Dennoch wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass sich bei der Verteidigung gegen ein Messer durch Unachtsamkeit schnell Verletzungen, z.B. Schnittwunden, zugezogen werden können.

Genitaltritt

Im Verlauf der Ausbildung vertieften die Teilnehmer dann, welche Möglichkeiten sie haben, um auf festgelegte Angriffe mit dem Messer so zu reagieren, dass sie unverletzt aus der Situation herauskommen. 

Dies beinhaltet immer auch eine effektive Kontertechnik, um den Angreifer nicht die Möglichkeit eines zweiten Angriffs zu geben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Waffe am Ende der Aktion immer sichergestellt sein muss. Letztendlich muss der Angreifer beherrscht werden, z.B. durch eine Festlegetechnik.

Es wurde betont, dass es aber eines mehrjährigen regelmäßigen Trainings bedarf, damit der Verteidiger davon ausgehen kann, dass er sich erfolgreich gegen einen unbewaffneten und bewaffneten Angriff verteidigen kann.

Die Teilnehmer waren zum Ende der Praxiseinheit erschöpft, bis auf ein paar blaue Flecken unverletzt und sehr zufrieden mit der intensiven Schulung. Alle waren sich einig, dass dies nur ein weiterer Schritt in Richtung einer realistischen Selbstverteidigung gewesen sein kann und eine permanente Fortbildung notwendig ist, um immer sicherer zu werden.

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