Berichte
1. Lehrgang für Realistische Selbstverteidigung kommt bei den Frauen super an
In Andreas Modl, Rainer Kersten und Heidi Hartmann hatten die Frauen beim Selbstverteidigungslehrgang des Karate Verband Niedersachsen e.V., in Walsrode am 31. Juli drei hochkarätige Trainer zur Verfügung. Ziel dieses Lehrganges, der von Heidi Hartmann als niedersächsische Frauenreferentin organisiert worden war, war es, den Frauen Techniken zu vermitteln, die sie in realen Notwehrsituationen anwenden können und die keine jahrelange Kampfsporterfahrung voraussetzen. Dabei beschränkten sich die Lehrkräfte auf Techniken, die auch dann ihre Wirkung zeigen, wenn eine Frau sich gegen einen körperlich überlegenen Mann wehren muss.
Andreas Modl, 6. DAN AKS, 4. DAN Wado-Ryu und Landestrainer für Niedersachsen, brachte nach einem kleinen theoretischen Exkurs den Einstieg in den 6-stündigen Lehrgang mit verschiedenen Hebel- und Schocktechniken und demonstrierte die Wirkung in unterschiedlichen Alltagssituationen. Er gab Tipps, wie frau sich gegen Zudringlichkeiten und impertinente Anmache von Männern, z.B. in der Disco, wehren kann.
In der Partnerarbeit konnten die Frauen, die zwischen 14 und 49 Jahre alt waren, die verschiedenen Anwendungs-möglichkeiten ausprobieren.
Rainer Kersten, ehemaliger Angehöriger einer Antiterroreinheit des BGS, Personenschutzausbilder und TAEKIDO-Master, geschult von Großmeister Jürgen Paterok, gab nach dem Mittagessen ebenfalls zu Beginn seiner Unterrichtsstunde eine Theorie-Einheit. Rainer stellte den Frauen verschiedene Waffen und Verteidigungsgegenstände vor und erklärte deren Anwendung. Anschließend gab er Ratschläge, welche Utensilien sich eventuell in einer Notwehrsituation eignen würden. In dem Praxisteil wurden die Frauen nun aufgefordert, sich in annähernd realistischer Härte zu wehren und sich auf die Anwendung weniger Techniken zu beschränken.
Dabei wurden vorher die empfindlichen Punkte beim Menschen gezeigt und mit leichtem Kontakt geübt, z.B. Schlag auf die Genitalien, Ohrenpress-Schlag. Rainer Kersten und Matthias Lux, der als "Dummy" zur Verfügung stand, "belästigten" und griffen die Frauen nun - in entsprechender Schutzausrüstung verpackt - in realistischer Art und Weise an.
Heidi Hartmann, Profi-Boxweltmeisterin, 1. DAN Koreanisches Karate, bildete mit der Leitung der letzten Stunde das Schlusslicht. Sie vermittelte den Frauen Ausweich- und Blocktechniken, die zwar aus der Boxschule stammen, aber für die Selbstverteidigungssituation immens wichtig sind, wenn es um Reaktions- und Aufmerksamkeitsvermögen geht.
Zum Abschluss durften die Frauen, mit Boxhandschuhen geschützt, mehrere Runden gegeneinander kämpfen, einige baten die Weltmeisterin, eine Sparringsrunde mit ihnen zu drehen! Der konditionell anspruchsvolle Teil forderte die Frauen noch einmal richtig stark, machte aber dennoch viel Spaß.
Im Resümee wurde von den Lehrgangsleitern noch einmal darauf hingewiesen, dass in der Notwehrsituation natürlich nicht primär die körperliche Stärke ausschlaggebend ist, sondern die Fähigkeit, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun. "Es entscheidet sich alles im Kopf", meinten die Lehrkräfte und auch die Frauen stimmten zu, dass "unter Stress auf einmal alles weg ist." "Es war härter als ich erwartet hatte, aber wirklich gut", lautete der allgemeine Tenor.
Teilnehmerinnen und Leiter kamen zu dem Ergebnis, dass es sinnvoll ist, das Erlernte regelmäßig zu üben, um die Techniken zu verinnerlichen und die Psyche zu stärken. Zweimal im Jahr soll zukünftig ein Frauen-Selbstverteidigungs-Lehrgang stattfinden, der vom Karate Verband Niedersachsen ausgerichtet wird.